Dagmar Krügel-Ladinig ist Pfarrerin und Religionslehrerin an zwei Dortmunder Schulen. Sie macht die Erfahrung, dass sich die Schülerinnen und Schüler über religiöse Fragen auch Tabuthemen nähern und dann offen sind, über viele aktuelle und grundsätzliche Themen zu diskutieren.
Warum gibt es Religionsunterricht an Schulen? Brauchen Kinder Religion, um gesund aufzuwachsen? Das sind Themen, die auch gesamtgesellschaftlich aktuell kontrovers diskutiert werden. „Das Fach Religion ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt unserer Demokratie“, sagt Dagmar Krügel-Ladinig. „Die Jugendlichen entwickeln Dialogfähigkeit, Toleranz und Respekt.“ Im vergangenen Sommer ist die Pastorin vom Gemeindedienst komplett in den Schuldienst gewechselt und dankbar für die Erfahrungen, die sie bisher machen durfte. Am Max-Planck-Gymnasium und am Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg arbeitet sie mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Die meisten von ihnen hätten mittlerweile zwar eine kritische Distanz zur Kirche, sagt Krügel-Ladinig, aber doch sei das Interesse an religiösen Fragen da. Am Berufskolleg beispielsweise ist die Teilnahme am Religionsunterricht nicht vorgeschrieben, aber die Schülerinnen und Schüler kommen trotzdem. Auch Muslime und Muslima nutzten das Fach für Reflexionen, die in keinem anderen Schulfach so intensiv möglich seien, so Krügel-Ladinig. Über Leben und Tod etwa, aber auch über Sterbebegleitung, Sterbehilfe und Trauerbegleitung. „Wir reden im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt.“
Im Unterricht geht es auch um religiöse Rituale, die dem Leben Struktur geben. Warum gibt es religiöse Feiertage? Was bedeutet Fasten? Warum feiern wir Weihnachten? „Im Schuldienst begegne ich Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die die Gemeindearbeit nicht im Blick hat“, so Dagmar Krügel-Ladinig, „und das sehe ich als großes Privileg unseres Schulsystems. Ich darf im Rahmen des Curriculums bekenntnisoffen meinen Glauben kommunizieren, ohne zu missionieren.“
Als relativer Neuling im Schuldienst ist sie froh, engagierte und langjährig erfahrene Kolleginnen und Kollegen auf kirchlicher und staatlicher Seite zu haben, die ihr Tipps geben und sie unterstützen.
„Oberste Stütze“ im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund ist Ina Annette Bierbrodt. Als Schulreferentin begleitet sie rund 600 Religionslehrkräfte im Kirchenkreis. Sie pflegt den Kontakt zu 200 allgemeinbildenden Schulen. Ina Annette Bierbrodt ist der Überzeugung: „Wir sind den Heranwachsenden Antworten schuldig. Deshalb können wir dankbar sein, dass der Religionsunterricht ein ordentliches Lehrfach ist. Im Laufe eines Schullebens erhalten Schülerinnen und Schüler immerhin rund 1000 Stunden Religionsunterricht. Das ist eine erstaunliche Summe!“
anhe