Von Nicole Schneidmüller-Gaiser
Zehn Tage verändern nicht die Welt. Und doch kommt die ökumenische Friedensdekade 2024, die am heutigen Sonntag, dem drittletzten des Kirchenjahres, beginnt und die am Buß- und Bettag endet, wohl genau zur rechten Zeit. Am Ende einer aufwühlenden Woche, in der nicht wenige sich nach einer emotionalen Atempause sehnen und erschöpft die Nachrichten ausschalten. „Erzähl mir vom Frieden“, das diesjährige Motto, scheint da wie ein frommer, naiver Wunsch – ein bisschen wie die kindliche Bitte: „Komm, erzähl mir ein Märchen.“
Doch die Worte, die die Dortmunder Superintendentin Heike Proske, der Friedensbeauftragte der EKvW, Superintendent Christian Bald und, allen voran, Heribert Prantl in seiner beeindruckenden und nachhallenden Predigt in der Dortmunder Reinoldikirche finden, sind weder naiv noch weltfremd. „Christen erwarten die Zeitenwende, den Frieden von Gott“, verweist Prantl auf das nicht mehr ferne Weihnachtsfest. Sich darauf ausruhen – das sei damit ausdrücklich nicht gemeint. „Frieden stiften, das kann jeder und jede.“ Und daraus ergebe sich eine Verpflichtung: „Weihnachten verlangt viel. Vom Erzählen und Beten ins Handeln zu kommen. Für eine bessere Welt.“
Es gelingt dem ehemaligen Redakteur der Süddeutschen Zeitung, die eigene Zerrissenheit nachvollziehbar zu machen. Es sei kein Pazifist, gesteht er den zahlreichen Besucher*innen – und trifft damit wohl den Nerv der Gottesdienstgemeinde. Doch er bewundere jeden und jede, die im Angesicht der aktuellen Kriege, der Gewalt und Ungerechtigkeit in der Welt unerschütterlich auf Gewaltlosigkeit beharren.
„Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen“ zitiert Prantl aus dem Matthäus-Evangelium. Doch nicht nur deshalb sei ein allumfassender Friede alternativlos. „Ein dritter Weltkrieg, der Einsatz von Atomwaffen – das wäre wohl keine Zeitenwende, sondern das Zeitenende!“
„Wer Frieden will, der muss ihn pflegen. Muss ihn vorbereiten. Muss etwas dafür tun – bevor der Krieg beginnt!“ So wie die Schüler*innen der Jahrgangsstufe 5 des Max-Planck-Gymnasiums, die gemeinsam mit ihrer Pfarrerin Dagmar Krügel-Ladinig darüber nachgedacht haben, wie man Streit verhindern kann, wie man gewaltfrei bleibt, sich nicht provozieren lasst, wie man sich entschuldigt – und wie man aufeinander zugehen kann. Ihr Auftritt im Gottesdienst macht Hoffnung auf eine Generation, die es vielleicht besser hinbekommen wird. Und er zeigt, dass es eigentlich „kinderleicht“ sein könnte, in Frieden zu leben…