Der große Raum im Informationszentrum Dritte Welt duftete nach Advent. Hier im Dortmunder Stadtteil Schüren lagert zwischen dem ersten und dem zweiten Advent eine Wagenladung Orangen zwischen. Frisch eingetroffen ist sie auf direktem Weg aus dem Städtchen Rosarno in Kalabrien/Süditalien.
18 Tonnen der prallen Früchte aus ökologischem Anbau gingen Anfang Dezember in den Transport nach Westfalen, mehr als vier Tonnen davon kamen nach Dortmund. Sie werden von Schüren aus weiterverteilt in 20 Gruppen und Gemeinden, wo sie in Adventsverkäufen, an vorbestellte Kund*innen oder im Rahmen von besonderen Gemeindeaktionen den Weg zu Dortmunderinnen und Dortmundern finden, die sich über die hochwertigen Orangen freuen.
Mit dem außerordentlichen Import unterstützen westfälische Kirchengemeinden und Gruppen die Kooperative "SOS Rosarno". Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die ausbeuterischen Abhängigkeiten, in denen zahlreiche Bauern der Region zu großen Lebensmittelkonzernen stehen, zu umgehen. Durch veränderte Wirtschaftsweise und Direktvertrieb sollen den Bauern und den zahlreichen Erntehelfern in der Region faire Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen gewährleistet werden. Viele Produzenten aus Kalabrien erhalten im herkömmlichen System für ihre Orangen lediglich rund zwölf Cent pro Kilogramm. Das deckt kaum die unmittelbaren Produktionskosten und zwingt die Bauern, ihren Saisonarbeitern Dumpinglöhne zu zahlen. Oft gibt es für einen Tag Arbeit in der Ernte nur 20 Euro.
Viele der Erntehelfer in Rosarno und Umgebung sind afrikanische Migrant*innen, die als Geflüchtete nach Italien gekommen sind. Auch die Navel-Orangen, die jetzt in Dortmund zu genießen sind, wurden von Geflüchteten gepflückt. In der Kooperative "SOS Rosarno" werden sie für ihre Arbeit angemessen entlohnt. Damit unterstützen die Evangelische Kirche von Westfalen und alle Kirchenkreise und Gemeinden, die sich an der Einfuhraktion beteiligen, den fairen Handel, den Öko-Landbau in der Region und zugleich die Unterstützung von Menschen, die nach ihrer Flucht eine neue Zukunft in Europa suchen. Der Verein "SOS Rosarno" setzt sich vor Ort auch für die Flüchtlingsarbeit der Waldenserkirche ein, mit der die Evangelische Kirche von Westfalen und der Evangelische Kirchenkreis Dortmund partnerschaftlich verbunden sind.
Wie groß die Beteiligung an der Orangen-Vertriebsaktion war, das hat Katja Breyer vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der EKvW (MÖWe) und Dirk Loose, der als Ökumenereferent den Dortmunder Anteil der Orangenaktion betreut hat, überrascht und erfreut. Erste vorsichtige Planungen lagen für Dortmund bei 200 Kilo. Dass am Ende mehr als vier Tonnen aus Kalabrien kamen, die es zu verteilen galt, überstieg die Erwartungen.