Stellt euch gerne mal vor: Wer seid ihr und was hat euch dazu bewogen, euch in der Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Dortmund und dem Kirchenkreis Bolenge zu engagieren?
Belinda: Ich bin Belinda Mosambay, ich wurde am 3. Juni 1984 in Bolenge geboren. Im Alter von 13 Jahren wurde ich Gruppenleiterin in der Sonntagsschule, von 16 bis 22 Jahren war ich in der Kirchengemeinde in Bolenge Schriftführerin, 2017 wurde ich zur Vorsitzenden der Frauenarbeit im Kirchenkreis Bolenge gewählt. 2020 wurde ich schließlich vom Rat zur Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees unserer Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Dortmund gewählt.
Der Grund für meine Entscheidung, mich in der Partnerschaftsarbeit zu engagieren, war, dass ich die Arbeit der Frauen würdigen möchte – denn Frauen arbeiten viel und ihre Arbeit wird nicht gewürdigt. Ohne die Frauen funktionieren die Dinge aber nicht. Als ich die Liebe unserer Schwestern und Brüder in Dortmund sah, mit deren finanzieller Hilfe wir Krankenhäuser, Kirchen, Schulen etc. bauten, da wurde mir klar, dass ich es auch schaffen kann, mich weiter zu engagieren. Wir haben euch in Dortmund zugesagt, dass wir diese Partnerschaft weiter auf den ganzen Kirchenkreis ausdehnen und sie im ganzen Kirchenkreis wirken lassen möchten.
Hannah: Mein Name ist Hannah Kochanek, ich bin 1989 in Dortmund geboren. Während meiner Kindheit und Jugend in der evangelischen Kirchengemeinde Hörde als Teilnehmerin und später als Teamerin wurden meine Werte geprägt und ich habe mein politisches Bewusstsein entwickelt. Als deutsche Tochter aus einem Pädagog:innenhaushalt genieße ich viele Privilegien. Während meines Studiums in Köln war ich Mitglied der kirchlichen Partnerschaft Köln rechtsrheinisch mit dem Kirchenkreis Kalungu im Osten der Demokratischen Republik Kongo – und bin in dieser Zeit auch in den Kongo gereist.
Als ich nach meinem Studium 2016 zurück nach Dortmund gezogen bin, habe ich angefangen, mich in der Partnerschaftsarbeit mit dem Kirchenkreis Bolenge zu engagieren. Im Herbst 2022 wurde ich zur Vorsitzenden gewählt. Wichtig in der Partnerschaft ist mir, in den Austausch zu gehen, zu verstehen, dass globale Probleme nur gemeinsam mit Menschen unterschiedlichster Perspektiven gelöst werden können. Dafür müssen wir unsere Partner*innen ernst nehmen, müssen zuhören. Ich selbst habe als weiße Deutsche viele Rassismen internalisiert – und die Partnerschaftsarbeit ist eine gute Möglichkeit, gemeinsam mit weiteren Mitgliedern unserer Gruppe diese Rassismen Stück für Stück zu verlernen.
Im Herbst 2019 bist du, Hannah, selbst einmal in Bolenge gewesen im Rahmen einer Delegation. Was sind heute, mehr als drei Jahre später, noch deine eindrücklichsten Erinnerungen an die Besuchsreise? Was hast du gelernt und was hast du mitgebracht nach Dortmund an neuen Perspektiven?
Hannah: Ich erinnere mich sehr gerne an die gemeinsame Reise auf den Flüssen Kongo und Ubangi zurück – wir sind drei Tage lang mit Menschen aus Dortmund und Bolenge gemeinsam auf einer Piroge, einem Einbaum-Boot mit Außenbordmotor, unterwegs gewesen. Auf dieser Reise haben Belinda und ich uns näher kennengelernt. Während der vielen Stunden auf dem Wasser haben wir viel geredet und gemeinsam gesungen. Wir waren vier Menschen aus dem Kirchenkreis Dortmund, die viel gesehen haben – aber erst durch die Erklärungen durch Frauen wie Belinda oder Frida Bolumbu, die später einen Bundesfreiwilligendienst in Dortmund gemacht hat, konnten wir das Gesehene verstehen.
Und du, Belinda, wirst, so sehen es die derzeitigen Pläne vor, im Jahr 2024 erstmals nach Dortmund reisen. Wie geht es dir bei diesem Gedanken?
Belinda: Wenn Gott will, werde ich meine Reise nach Deutschland antreten. Was ich mir vorstelle, ist, dass ich meine Erfahrungen mit der Evangelisation, dem Überleben und der Bildungssituation mit euch teilen möchte. Was wichtig ist, ist eine gute Zusammenarbeit, das Teilen von Ideen und gegenseitige Unterstützung, vor allem für das Projekt Ambulanzboot, im Gebet, bei der Pandemie und ihren Folgen, bei Überschwemmungen und Naturkatastrophen.
Nun seid ihr schon seit einigen Wochen bzw. Monaten vom Partnerschaftskreis Bolenge bzw. Dortmund zur Vorsitzenden gewählt worden. Was ist euch wichtig für die nächsten Jahre? Was möchtet ihr gerne gestalten?
Belinda: In den kommenden Jahren hoffen wir, dass, so Gott will, die Frauen ein eigenes Fahrzeug erhalten. Damit wird die Evangelisation erleichtert, die Frauen können einfacher ihre landwirtschaftlichen Produkte transportieren und das soziale Leben der Frauen wird vereinfacht.
Hannah: Ich bin begeistert von der Initiative der Frauen und möchte von ganzem Herzen, dass das Projekt ein Erfolg wird. Dafür setze ich mich in Dortmund ein – und ich werde von dem Projekt erzählen und um finanzielle Spenden werben. Was ich mir auch noch wünschen würde: wenn wir uns von der Initiative unserer Partner*innen anstecken lassen würden und ein eigenes Projekt hier in Dortmund auf die Beine stellen würden, in der wir die Perspektive der Menschen in Bolenge sichtbar machen. Konkret planen wir gerade eine Einheit für Konfirmand*innen – aber dabei soll es nicht bleiben.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die weitere Partnerschaftsarbeit.
Wie Sie die Arbeit von Belinda Mosambay und den Frauen im Kirchenkreis Bolenge unterstützen können, lesen Sie hier.