17.11.2014 // Jahresthema

„Bis ins hohe Alter aktiv bleiben“

Zwei Männer wie sie unterschiedlicher kaum sein könnendiskutierten über die Frage „Streitbare Zukunft!? Wie können Alt und Jung leben?“

Henning Scherf und Abdelkarim in der Stadtkirche St. Reinoldi

Zwei Männer wie sie unterschiedlicher kaum sein können waren Mitte November zu Gast in der Stadtkirche St. Reinoldi. Auf Einladung des Evangelischen Erwachsenenbildungswerkes, des Regionalbüros Westfalen der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. und der Evangelischen Kirchengemeinde St. Reinoldi diskutierten Dr. Henning Scherf, Bürgermeister a. D. der Freien Hansestadt Bremen, und Comedian Abdelkarim über die Frage „Streitbare Zukunft!? Wie können Alt und Jung leben?“

Schon rein äußerlich sind die beiden unverwechselbar. Der eine, Henning Scherf, groß, schlank, fast hager, graues, noch recht fülliges Haar. Sein viel jüngeres Gegenüber ist nur wenig kleiner, aber leicht untersetzt. Haare? Nun ja, die Stirn ist ziemlich hoch. Die beiden trennen 43 Lebensjahre, mehr als eine Generation also.

Beiden eigen ist die Eloquenz. Wo Scherf allerdings sehr ausführlich auf die Fragen von Kerstin Hanke, Pfarrerin im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund und Moderatorin des Abends, einging, begnügte sich Abdelkarim mit kurzen Aussagen. Dass der Comedian dennoch keineswegs auf den Mund gefallen ist, bewies er mit einer kurzen Stand-Up-Comedyshow zu Beginn des Abends.

Nach der anschließenden Begrüßung der Besucherinnen und Besucher durch Susanne Karmeier, Pfarrerin an St. Reinoldi, und Elisabeth Bauer, Leiterin des Regionalbüros Westfalen der Konrad-Adenauer-Stiftung, hielt Dr. Henning Scherf einen Vortrag zu den Chancen und Risiken einer alternden Gesellschaft. Dabei referierte er nicht vom Pult im Altarraum aus, sondern brachte seine Gedanken und Ideen locker und launig, aus dem Stegreif und im wahrsten Sinne des Wortes bewegt unter das Publikum. Scherf kennt keine Berührungsängste.

„Es ist wichtig für alte Menschen, mitten in der Gesellschaft zu leben und bis ins hohe Alter etwas zu tun“, ist er sich sicher. Er selbst liest Kindern vor, die von Haus aus wenig oder keinen Zugang zu Büchern haben. „Auch das Singen verbindet Jung und Alt“, berichtete der agile 76-Jährige aus seinen Erfahrungen mit Alter und (Un-)Ruhestand.

„Bewegt“ blieb es auch beim abschließenden Gespräch zwischen Abdelkarim und Henning Scherf. Moderatorin Kerstin Hanke führte sie in den Mittelgang der Kirche. Die drei im Chorraum aufgestellten roten Sessel blieben verwaist. So hatte das Publikum Gelegenheit, mit den beiden prominenten Gästen in den Dialog zu treten. Abdelkarim, von Kerstin Hanke gefragt, wo er sich in 50 Jahren sehe, antwortete: „Im Jahr 2064 nehme ich die Rolle von Henning Scherf ein und stehe dann, wie er heute, in der Reinoldikirche, um darüber zu reden, wie Jung und Alt leben können.“

Der Abend bildete den Abschluss der zwölfteiligen landeskirchlichen Veranstaltungsreihe „Zwölf Vorträge in zwölf Städten“ zur Reformationsdekade 2014 „Reformation und Politik“.

Foto: Stephan Schütze
Pfarrerin Kerstin Hanke im Gespräch mit Abdelkarim (l.) und Dr. Henning Scherf (r.) in der Stadtkirche St. Reinoldi.