27.11.2014 // Blick hinter die Kulissen

Rundgang durch Nordstadt

„Willkommen auf dem Nordmarkt“, begrüßte Susanne Thoma die elfköpfige Gruppe. „Hier ist der soziale Brennpunkt Dortmunds.“ Das „der“ betonte Thoma besonders.

Blick hinter die Kulissen zeigt Hilfe für Ausgegrenzte

„Willkommen auf dem Nordmarkt“, begrüßte Susanne Thoma die elfköpfige Gruppe. „Hier ist der soziale Brennpunkt Dortmunds.“ Das „der“ betonte Thoma besonders. Sie ist Leiterin von „Passgenau“, der Zuverdienstwerkstatt des Diakonischen Werks, gelegen einen Steinwurf vom Nordmarkt entfernt. Thoma kennt sich hier gut aus und kennt „ihr“ Klientel.

Die Besuchergruppe, die sie begrüßt, wollte Ende November einen Blick hinter die Kulissen werfen und die Beratungsangebote der Diakonie im Dortmunder Norden kennenlernen. „Passgenau“, so erläuterte Thoma, gibt den Armen und Ausgegrenzten hier eine Beschäftigungsmöglichkeit und damit eine Perspektive.

Der Weg der Besuchergruppe führte von der Zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose (ZBS) über die Bahnhofsmission und den Nordmarkt zu „Willkommen Europa“, der Anlaufstelle für EU-Zuwanderer. Es sind Wohnungslose und Gestrauchelte, Drogenabhängige und Bestohlene, aber auch Menschen, die in Dortmund eine bessere Zukunft suchen, um die sich die Mitarbeitenden der Diakonie kümmern.

Alleine bei der ZBS sind mehr als 20 engagiert, die von Montag bis Sonntag an unterschiedlichen Stellen erreichbar sind. „1450 Klienten hatten wir bisher in diesem Jahr“, erzählte Barbara Köster, Leiterin der ZBS. Viele von ihnen haben ihre Postadresse hier, um überhaupt irgendeine Hilfe bekommen zu können; für einige führt die ZBS ein Verwahrgeldkonto.

Die Krankenschwester Kathrin Wittkowski kümmert sich in der Beratungsstelle und an weiteren Orten, an denen sich wohnungslose Menschen aufhalten, um ärztliche und pflegerische Hilfe. „Kopfschmerzen, Schnittwunden, Stürze, Prellungen, Bauchschmerzen, infizierte Wunden“.

Das ist nur einiges, was sie aufzählte. Manchmal sind es nur wenige am Tag, manchmal mehr als ein Dutzend. Insgesamt 1.800 Mal hatte sie zusammen mit ihrer Kollegin und einem Arzt in diesem Jahr mit Wund- und Medikamentenversorgung geholfen.

Für viele Ausgegrenzte und Hilfesuchende ist die Bahnhofsmission die erste Adresse. Ein Team von 36 meist Ehrenamtlichen betreut die „Gäste“, wie Swetlana Berg sie nennt. Berg, die Leiterin der Mission sagte deutlich: „Alle sind uns willkommen.“ Sie begleiten Behinderte oder Kinder, helfen, wenn die Geldbörse geklaut wurde, vermitteln Fahrkarten oder Übernachtungsmöglichkeiten.

Die jüngste der Beratungsstellen ist „Willkommen Europa“, die, so erzählte Johanna Smith, innerhalb von wenigen Monaten an ihre Kapazitätsgrenze gekommen ist. Die Einrichtung kümmert sich um Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien, die in Dortmund durch alle sozialen Hilfesysteme durchrutschen und Opfer einer Parallelgesellschaft werden, die mit den Zuwanderern Profit macht.

Smith und ihre Kolleginnen und Kollegen organisieren Sprachkurse, kostenfreie Arztbehandlung und Gutscheine für die Tafel. „Willkommen Europa“ hat eine „inoffizielle“, so Smith, Kleiderkammer aufgebaut und hilft mit kleinem Spielzeug für die Kinder. Außerdem begleiten sie zu dem Jobcenter, denn: „Was die Menschen wollen, ist arbeiten und wohnen.“

Infos zu den besuchten Arbeitsgebieten des Diakonischen Werkes

Foto: Stephan Schütze
Ein Rundgang zum Thema Armut und Obdachlosigkeit führte eine elfköpfige Gruppe Interessierter durch den Dortmunder Norden.