Ökumenischer Saisonauftakt in der Ursprungsgemeinde am Borsigplatz
Das Fieber steigt. Auch am 8. August um 19:09 Uhr bei den 200 Menschen in der katholischen St. Dreifaltigkeitskirche am Borsigplatz. Zwei Tage später geht es los, in Augsburg, Saisonauftakt für den BVB in der Bundesliga. Auch beim Gemeindereferenten Karsten Haug steigt die Spannung und Freude: „Auf das erste Spiel, das es endlich losgeht.“ Auch die Fachsimpelei nimmt zu. „Nach dem Spiel gegen Gladbach haben wir 21 Punkte“, habe ihm ein Fan vor dem Gottesdienst verraten, erzählte Haug. Das wäre der siebte Sieg nach acht Spieltagen.
Freude und Anspannung unter den Fans in der Kirche der Gemeinde, in der der Verein seinen Ursprung hat. Die meisten tragen ein schwarzgelbes Trikot, oder einen Schal oder mindestens einen Anstecker. Unter den Besucher auch die Fanbeauftrage Petra Stüker und Siggi Held, ehemaliger Stürmer des BVB. Er feierte einen Tag vorher seinen 71. Geburtstag. Mit großer Freude sang die Gottesdienstgemeinde ihm das Geburtstagsständchen. Beeindruckt vom Gesang erinnerte Haug an den Kirchenchor der Gemeinde, der immer Sängerinnen und Sänger suche.
Mittelfeldspieler Sebastian Kehl ließe sich entschuldigen, bedauerte Haug. Kehl danke aber für die Kollekte zugunsten roterkeil.net, eines Netzwerks gegen Kinderprostitution. Jürgen Klopp habe zum Training gerufen, ließ Kehl ausrichten. Die Gemeinde zeigte großes Verständnis. „Für den Erfolg nimmt man vieles in Kauf“, erklärte Fan Karsten Haug.
„Wir freuen uns auf die neue Saison und wünschen uns spannende Spiele“, sagte Pfarrerin Carola Theilig von der benachbarten evangelischen Lydia-Gemeinde. Sie erinnerte im Gebet aber auch an die Schattenseiten des Fußballs. „Wir wollen keine Gewalt in den Stadien und keine Benachteiligung wegen Nationalität, Hautfarbe oder Religion“.
„Es ist schön ein Fan von diesem Verein zu sein“, sagte Haug in seiner Predigt. Im Stadion gucke er sich die Südtribüne an und sei beeindruckt von diesem schwarzgelben Bekenntnis. Im Stadion träfen sich Menschen, feierten ihre Rituale, pflegten Freundschaften und Heimatverbundenheit. Die Gefühle reichten von „die ganze Welt umarmen“ bis zu „ab nach Hause und bloß keine Sportschau gucken“.
Er ist aber auch ein Fan von Gott, sagt er. Ein Anhänger vom BVB und von Gott sein? „Geht das“, fragt Haug in die volle Kirche. Ja, das geht: Fans und Spieler von Borussia engagierten sich für andere Menschen. Im Fanclub „Totale Offensive“ im Stadtteil, Sebastian Kehl bei roterkeil.net oder mit der BVB-Stiftung „leuchte auf“.
Seine Feinde lieben? Für Dortmunder sei das nur eine echte Herausforderung bei Spielen gegen Herne-West oder das Startensemble aus dem Süden der Republik“. Es ginge immer um Respekt und das Kümmern um Andere.
Zum Schluss wird die Jubiläumsfahne an die Fanbeauftragten übergeben. Und die Gemeinde schmettert voller Überzeugung das Vereinslied „Leuchte auf mein Stern Borussia“. Wieso sollte es in dieser Spielzeit nicht mit einem Titel klappen?