09.06.2014 // Nacht der Offenen Kirchen

Zwischen Meditation und „Jenseits der Stille“

"Was wir heute feiern, die Nacht der Offenen Kirchen, sehe ich hinten schon schimmern."

Die Nacht der Offenen Kirchen in Dortmund und Lünen

"Was wir heute feiern, die Nacht der Offenen Kirchen, sehe ich hinten schon schimmern." Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Rüdiger Holthoff die Anwesenden in der Lüner Stadtkirche St. Georg zu dem abendlichen Programmpunkt.

Holthoff stand im Altarraum und konnte in Richtung Kirchentür tatsächlich die beginnende Abenddämmerung sehen. Doch bereits nachmittags startete die lange Kirchennacht in St. Georg.

Stadtkirche St. Georg

"Jenseits der Stille", das war hier das Thema. Im Laufe des Tages, so Holthoff, "haben wir miteinander gefeiert und draußen musiziert". Und jetzt war tatsächlich, wenn auch nichts Lautes, so doch Witz und Humor angesagt. Holthoff kündigte die Kabarettistin Ulrike Böhmer an.  Mehrere Preise hatte sie in den letzten Jahren gewonnen und sogar einige Fernsehauftritte gehabt.

Mit weißem Hemd, roter Strickjacke, rotem Rock, schwarzen Strümpfen und graukariertem Hut bekleidet, die riesengroße eierschalfarbende Handtasche über dem Arm, nahm sie an diesem Abend als Erna Schabiewski Unarten und Schwächen der Kirche aufs Korn.

So räsonierte sie darüber, ob die Abschaffung der Vorhölle, die der Papst angekündigt hatte, etwas Gutes oder Schlechtes sei, kündigte an, dass sie bei weiteren Zusammenlegungen von Gemeinden auf keinen Fall in der "verbotenen Stadt" zum Gottesdienst gehen will und fand es nicht schlimm, wenn "der Pfarrer seine eigene Predigt nicht lesen kann." Sie erzählte von einer Beerdigung, auf der "Junge, komm bald wieder" gesungen wurde und rührte damit das Publikum zu Tränen vor Lachen.

Alte Kirche Wellinghofen

Ganz anders das Thema in der Alten Kirche Wellinghofen. Hier war gerade die Stille angesagt. Ganz beim Thema Pfingsten bleibend stand die Kirchennacht unter dem Motto "Geistes Gegenwart". Beim Licht der Kerzen stimmten sich die Kirchenbesucher mit  Musik und Stille, Lesungen und Gesang  auf den Heiligen Geist ein. Er sei, so ein Vortragender "ein bunter Vogel", der dort sei, "wo einer den anderen trägt". "Er lässt sich nicht einsperren in katholische oder evangelische Käfige". Und er herrsche dort, "wo die Welt bunt ist".

Katharinenkirche Bövinghausen

Prächtiges Sommerwetter sorgte für die richtige Partylaune. Um 18 Uhr begann der Eröffnungsgottesdienste zum 100. Jubiläumsjahr der Katharinenkirche in Bövinghausen. „Gottes Haus hat viele Steine“  das Lied gab ein gutes Motto für die „Geburtstagfeier“ ab.

Jeder Besucher erhielt einen Kieselstein zum Beschriften. Abgelegt wurde diese dann rund um das maßstabgetreue Modell der Katharinenkirche. Wie ein schützender weißer Wall lagen sie da. “Glück“ war da zu lesen, „Der Herr ist mein Hirte“, oder ganz schlicht „Theo, Konfirmand“. Ein schönes Symbol dafür,  dass eine Kirche mehr als ein Gebäude ist. Es sind vor allem die Gemeindemenschen, die als „lebendige Steine“  Kirche im Stadtteil bauen. 

Passend zum Geburtstagsfest rollte Pfarrerin Heike Bährle eine große Torte in den Kirchraum.  Wer nicht mit den Vorbereitungen für das Buffet beschäftigt war, konnte sich mit einer meditativen kreativen Übung auf den eigenen Glaubensweg besinnen.

„Perlen des Glaubens“ knüpfen sich zum einem Band, das den Kreislauf des Lebens beschreiben. Die goldene Gottesperle, die Perle der Gelassenheit , die Wüstenperle und 13 weitere machen ein Glaubensthema „greifbar.“  Erfunden wurde die „Perlen des Glaubens“ in Schweden. Mittlerweile webt sich diese ökumenische Aktion um die ganze Welt.  

Segenskirche Eving

Die rote Kirchentür ist sperrangelweit geöffnet, ein Rosenbogen steht mittig im Kirchraum, auf dem Boden wirbeln Blütenblätter. Die Hochzeit von Kana war das Thema des Gottesdienstes in Dortmund Eving. Im Anschluss spielte das Duo Twosides zum Tanz auf.

Und wer sich nicht mehr recht an die Tanzschritte erinnern konnte, der wurde charmant von Elisabeth und Thomas Bender auf die Tanzfläche gebeten. Die leidenschaftlichen Tänzer geben schon seit 20 Jahren in der Kirchengemeinde Brechten Tanzkurse.

In der Pfingstnacht dreht sich alles um den Walzer. Und die Gemeinde tanzt auf Rosenblätter.  Spielerisch probierten geübte und ungeübte Tänzer die einfache Drehung und Promenade aus. Dazwischen stärkten sie sich am orientalischen Buffet. Fingerfood vom Feinsten, welches vom den Frauen des Moscheevereins zubereitet wurde.

Pauluskirche

Am Rande der Dortmunder Nordstadt präsentierte die Pauluskirche ein beeindruckendes Programm bei der "Nacht der Religionen und Kulturen", so das Motto. Das christliche Kreuz und die jüdische Menorah, der neunzackige Stern der Bahá`i und der Schriftzug Allahs - unter dieser Himmelssäule der Weltreligionen gab es Sinti-Musik und klassische indische Musik, den persischen Santur-Spieler Kamal und Klezmer mit indischen Elementen.

"Curry auf Oliven", so das Programm der Gruppe Ensemble Noisten, die vom Publikum geradezu gefeiert wurden. "Ganz großes Kino", lobte auch Pfarrer Friedrich Laker. Zum Abschluss, gegen Mitternacht, spielte die junge arabisch-muslimische Band Al Rahna Lobpreis-Lieder. "Die Nacht der Religionen", so Pfarrer Laker, würde "zum Dialog der Kulturen beitragen." Mit ihr würde deutlich, dass die "Erde ein einziges Land ist mit seinen Bürgern."

  • Bildergalerie zur Nacht der Offenen Kirchen in Dortmund und Lünen
Foto: EKKDO
Die Kabarettistin Ulrike Böhmer, alias Erna Schabiewski, begeisterte in der Stadtkirche St. Georg das Publikum.