27.02.2019

Islamseminar: Konflikte aushalten

Prof. Aladin El-Mafaalani über gelingende Integration

Es hört sich widersinnig an: Die Integration von Migrantinnen und Migranten funktioniert so gut wie noch nie. Und genau das ist der Grund für viele Konflikte und Probleme. Diese Meinung kann der Integrationsforscher Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW belegen. Prof. El-Mafaalani nennt dies das „Integrationsparadox“. „Die Vorstellung, wenn Integration gelingt, dann wird alles harmonisch, ist ein Mythos.“ Darüber und über die Frage, ob Religion einen Einfluss auf die Integration hat, referierte der Münsteraner Soziologe am 26. Februar beim Islamseminar.

Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, warum eine gelungene Integration zu mehr Konflikten führt. Denn statistisch könne man feststellen, dass die Integrationsbemühungen in den 60er bis 80er Jahren des letzten Jahrhunderts – in Schulnoten ausgedrückt – eine glatte 5 bekommen hätten. „Heute haben wir eine Tendenz zur Note 2.“ Erst bei einer gut funktionierenden Integration würden Fragen aufkommen nach der Identität und der Kultur. Zugespitzt ausgedrückt: die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, könne überhaupt nur dann gestellt werden, wenn eine ausreichende Zahl von Muslimen sich als in Deutschland angekommen und der Gesellschaft auch zugehörig empfinden. Integrierte Migrantinnen und Migranten seien „sehr sensibel gegen Diskriminierung“ und hätten „einen höheren Anspruch an die Gesellschaft“ und „höhere Erwartungen der Zugehörigkeit“.

Die Religion, so El-Mafaalani, spiele für den Integrationsprozess eine Rolle, allerdings, so schränkte er ein, eine untergeordnete. Er rät, dem Islam in unserer Gesellschaft einen größeren Platz einzuräumen. Das sei die beste Möglichkeit „Oberflächlichkeit und Halbwissen“ über die Religion auch bei Muslimen selbst zu korrigieren.

Das Fazit von Prof. El Mafaalani ist ein optimistisches und ein positives. „Die offene Gesellschaft hat sich durchgesetzt.“ Nationalistische oder religiös-fundamentalistische Gegenbewegungen seien vorhanden, aber schwach. Seine dringende Empfehlung ist es, die von der Integration verursachten Konflikte auszuhalten. Denn sie seien etwas Positives. „Die beste Leitkultur ist die Streitkultur.“

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Prof. Aladin El-Mafaalani (2.v.l.) sprach beim Islamseinar über gelingende Integration. Foto: Stephan Schütze