06.05.2018

Die menschliche Seele ist tierlicher Natur

Prof. Dr. Klaus-Peter Jörns auf dem Kirchentag Mensch, Tier, Schöpfung

Totalforderungen sind nicht das Ding von Dr. Klaus-Peter Jörns. Der emeritierte Theologieprofessor und Vorsitzender der Gesellschaft für eine Glaubensreform plädierte beim Kirchentag Mensch, Tier, Schöpfung für eine „Selbstbeschränkung“ der Menschen. Sie sollen den Tieren ihr wildes Leben zurückgeben, Tierversuche verbieten und keine Tierhaltung zulassen, die eine „tierliche Freude nicht möglich macht“. Außerdem soll der Fleischverbrauch soweit reduziert werden, dass keine industrielle Massentierhaltung mehr nötig ist.

In einem dichten, wissens- und kenntnisreichen Vortrag legte Jörns anhand der Evolutionsgeschichte überzeugend und differenziert dar, dass „die Seele des Menschen tierlicher Natur“ ist. Seine Schlussfolgerung: Von der Menschwerdung des Menschen her folge, dass wir keine Tier mehr töten dürfen. „Das Maß unserer Verwandtschaft mit ihnen ist deutlich enger als wir es früher wussten.“

Genau dieses Nichtwissen sei die Ursache für viele Aussagen in der Bibel, die das Töten von Tieren gestatten. Genesis 1 zeige zwar noch eine vegane Lebensweise, doch mit Genesis 9 würde eine „Schreckensherrschaft der Menschen über die Tiere“ etabliert. Diese biblischen Geschichten seinen „gesteuert von theologischen Zentren“, für die Opferhandlungen wesentlich waren. Denn der Tempelkult habe Tiere gebraucht, „weil man glaubte, das Blut von Tieren sei in der Lage, die Schuld von Menschen zu sühnen.“

Mittlerweile wüssten wir, dass Tiere Teil unserer Entwicklung sind. Deutlich könne man das am menschlichen Embryo sehen, der in seiner Entwicklung den Weg von Fischen über Amphibien und Reptilien bis hin zu den Säugern zurücklegt. „Derjenige, der Mensch sein will, kann es nicht richtig sein, wenn er seine tierliche Herkunft nicht ernst nimmt.“ Weil Tiere unsere Vorfahren sind, gelte das Tötungsverbot auch für sie.