16.08.2023

„Die erste Frage ist immer: Wo werden wir gebraucht?“

Team der westfälischen Landeskirche visitierte den Evangelischen Kirchenkreis

"Die erste Frage hier ist immer: Wo werden wir gebraucht? Dieser Kirchenkreis dreht sich nicht nur um sich selbst.“ Diese Einschätzung kommt aus berufenem Munde: Annette Kurschus ist nicht nur Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, sondern außerdem Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Dortmund - man kann ihr also unterstellen, dass sie viele Kirchenkreise kennt. Ein Lob also, über das sich Superintendentin Heike Proske, ihre beiden Stellvertretungen Leonie Grüning und Michael Stache und alle, die den Kirchenkreis mit Leben füllen, freuen können. Nach vier intensiven Tagen, in denen Annette Kurschus und ein 15-köpfige Team aus Mitgliedern der Kirchenleitung und weiteren Expert*innen der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) viel gesehen, viel gehört, viel gesprochen haben, heißt die erste Zwischenbilanz: In Dortmund ist man empfindsam und pragmatisch, man nimmt die Sorgen und Nöte wahr, tut, was dran ist - und hält sich nicht allzu sehr damit auf, das Unvermeidliche zu beklagen. Nach etwa 50 Einzelterminen gab die leitende Geistliche im ‚Dortmunder U‘ erste Eindrücke aus dem umfangreichen Besuchsprogramm wieder.

Immer da für Menschen in Not-Situationen

Beeindruckt zeigte sich das Team um Präses Annette Kurschus von den zahlreichen hochwertigen Arbeitsbereichen des Kirchenkreises mit einer Fülle hochqualifizierter und motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insbesondere die verlässliche und kompetente Hilfe in Krisensituationen hob die Präses in ihrer ersten Rückschau hervor. So war das Visitationsteam beeindruckt von der Notfallseelsorge im Kirchenkreis, dem Zentrum ‚gezeiten‘, das Hospiz-, Palliativ- und Trauerbegleitung anbietet, von der 24-Stunden-Rufbereitschaft der Krankenhausseelsorge in den örtlichen Krankenhäusern oder auch der Arbeit der Telefonseelsorge oder der Beratungsstelle für Erziehungs-, Paar- und Lebensfragen.

So wie die Evangelische Kirche der Stadt Bestes suche, habe man auch das Interesse der Stadt an der Kirche erlebt, beschrieb Annette Kurschus die Eindrücke, die ihr Team und sie selbst aus zahlreichen Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaften gewannen. Der Evangelische Kirchenkreis erstreckt sich über die Städte Dortmund, Lünen und Selm. Im Rahmen der Visitation fanden auch Treffen mit nichtkirchlichen Partnerinnen und Partnern der Evangelischen Kirche statt, vom Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal über Bundes- und Landtagsabgeordnete, weitere Bürgermeister*innen bis hin zu Frauen und Männern aus Wirtschaft, Hochschulen und Verbänden.

Kirche wird als verlässliche Partnerin wahrgenommen

Sie alle attestierten der Evangelischen Kirche Wertschätzung als verlässliche Partnerin in unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Themen. So genießen etwa die evangelischen Kindertagesstätten und Angebote der Offenen Ganztagsschule hohe Reputation. Aber auch im Engagement für respektvolles, demokratisches Miteinander kommt dem Evangelischen Kirchenkreis Dortmund eine große Bedeutung zu, etwa durch seinen jahrelangen Einsatz gegen rechtsextremistische Aktivitäten in der Stadt.

Hier, wie auch in vielen anderen Bereichen, erweist sich die Evangelische Kirche in Dortmund, Lünen und Selm laut übereinstimmender Einschätzung aller Befragten als verlässliche, zuweilen federführende Partnerin im Netzwerk zivilgesellschaftlicher Akteur*innen. Und auch das gute Miteinander mit anderen Religionsgemeinschaften, etwa im Rahmen des Dialogkreises der Abrahamsreligionen, wertete das landeskirchliche Visitationsteam als positives Dortmunder Merkmal.

Innovative Projekte weisen in die Zukunft

Spezielle Aufmerksamkeit erlangten bei den Visitator*innen Projekte aus dem kreiskirchlichen Innovationsfonds ‚KIEK‘ (Kirche-Innovativ-Evangelisch-Kreativ). Mit Hilfe des Fonds entstanden innovative Projekte kirchlicher Arbeit, beispielsweise das ‚Stadtkloster‘ für spirituelle Erfahrungen in Lünen oder ‚Kirche kommt‘ – die Radkutsche für mobile Andachten in Stadtteilen und Gärten.

Als Leuchtturm-Einrichtung in der diakonischen Arbeit erlebte das landeskirchliche Visitationsteam das Wichern-Wohnungslosenzentrum in der Dortmunder Nordstadt. Dort finden Menschen in prekären Lebenssituationen einladende Aufenthaltsräume und vielfältige Hilfs- und Beratungsangebote. Als Ort der Würde bezeichnete Präses Annette Kurschus die Einrichtung. „Es hat mich tief berührt zu erleben, mit welcher Freundlichkeit und Zugewandtheit jeder Gast im Wichern-Zentrum empfangen wird. Hier geschieht nicht nur professionelle Hilfe, hier wird Kirche erfahrbar“, sagte die westfälische Präses nach dem Besuch.

Abschließend dankte Präses Annette Kurschus Superintendentin Heike Proske und ihren zahlreichen Mitarbeitenden für die Gastfreundschaft und die intensive Vorbereitung der Besuchstermine. Für beide Seiten – Landeskirche wie Kirchenkreis – hätten die Tage der Visitation bereichernde, vielfältige Impulse mit sich gebracht. Diese, so zeigte sich die Präses überzeugt, würden in vielfältiger Weise in die künftige Arbeit einfließen und dienten der landeskirchlichen Delegation zu einem besseren Verständnis für die Begebenheiten vor Ort.

Auf dem Dach des Dortmunder U wird es deutlich: Kirche und Stadt gehören zusammen. Zum Foto stellen sich auf (v.l.n.r.): Michael Stache, Superintendentin Heike Proske, Präses Annette Kurschus, Oberbürgermeister Thomas Westphal und Leonie Grüning. Im Hintergrund die Stadtsilhouette, zu der untrennbar die Türme von St. Reinoldi, St. Petri und St. Marien gehören.
Foto: Stephan Schütze.