„Dortmund ist eine Netzwerkstadt.“ Mit den Worten charakterisierte Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal seine Stadt, als Präses Annette Kurschus und ihr Team das Stadtoberhaupt zum Gespräch besuchten. Der Besuch beim Oberbürgermeister war einer der Termine, den das Team der westfälischen Landeskirche im Zuge der landeskirchlichen Visitation im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund wahrnahm.
In die Netzwerke der Stadt ist die Evangelische Kirche in Dortmund in vielfältiger Weise eingebunden. Das machten Begegnungen mit unterschiedlichen Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft deutlich. Oberbürgermeister Westphal verwies exemplarisch auf die Bedeutung der Kirche in den Bereichen von Kindertagesstätten, Bildung und Offener Ganztagsschule. Und auch im Prozess der Profilentwicklung für ein ‚Dortmund von morgen‘ könne die Evangelische Kirche eine bedeutsame Rolle einnehmen, so Westphal. Es gelte langfristig sinnstiftende Elemente für ein künftiges Selbstbild der Stadt zu finden. Auch dabei könne die Evangelische Kirche Mitverantwortung übernehmen.
Gute Vernetzung in der Stadtgesellschaft
Schon zuvor hatten weitere politische Akteurinnen und Akteure aus den Städten Dortmund und Lünen im Austausch mit dem Visitationsteam auf die Rolle der evangelischen Kirche und ihre gute Vernetzung in der Stadtgesellschaft hingewiesen. So beschrieben etwa die Bundestagsabgeordneten Sabine Poschmann und Michael Thews (beide SPD) die koordinierende Rolle des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund im bürgerschaftlichen Engagement gegen rechtsextreme Kräfte in der Stadt als vorbildlich. Auch die sozialen und seelsorgerlichen Dienste und Projekte der Kirche hoben sie hervor. Die Bürgermeister*innen Norbert Schilff (SPD) und Ute Mais (CDU) betonten die gute, verlässliche Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kirche auf breiter Ebene. Und auch die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt, Veronika Rudolf, und der Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Michael Röls-Leitmann bestätigten diesen durchgehend positiven Eindruck über das vernetzte Wirken.
Gleichwohl ermutigten die Politiker*innen den Kirchenkreis, sich an der einen oder anderen Stelle auch politisch hörbarer zu positionieren. Und sie äußerten den Wunsch, den Austausch über Fragen und Herausforderungen der Stadtgesellschaft zu intensivieren. Gemeinsam, so das Petitum der politisch Verantwortlichen, sollten angesichts zunehmender Verunsicherung und damit einhergehender populistischer und demokratiegefährdender Strömungen Ansatzpunkte gesucht werden, um die Menschen in den Städten besser zu erreichen. Dabei komme der direkten Kommunikation mit Menschen in den Stadtteilen und Gemeinden besondere Bedeutung zu. Gerade Kirchen können hier ihre gemeindlichen, nachbarschaftlich orientierten Strukturen nutzen.
Niederschwellige Angebote gestalten Gemeinschaft
Positive Wirkung erzielen die Kirchen nach Beobachtung der Gesprächspartnerinnen und -partner aus der örtlichen Politik überall da, wo niederschwellige Angebote zu Gespräch und Gemeinschaft gestaltet werden. Beispielhaft genannt wurde ein regelmäßig veranstalteter Biergarten als Treffpunkt in der evangelischen Kirchengemeinde Aplerbeck. Zudem müsse die Pfarrperson vor Ort sich in unterschiedliche gesellschaftliche Gruppierungen und Gemeinschaften einbringen, etwa im Rahmen von Interessengemeinschaften und Vereinen im Stadtteil. Pfarrerinnen und Pfarrer, da waren sich die Beteiligten der Gesprächsrunde einig, seien stets öffentliche Personen – eine unabdingbare, wenngleich zuweilen herausfordernde Voraussetzung für das Berufsbild.
Als herausragendes Beispiel sinnstiftender Vernetzung lernte das Visitationsteam um Präses Annette Kurschus das langjährige gemeinsame Wirken gegen Rechtsextremismus in der Stadt Dortmund kennen. Zusammen mit dem DGB Dortmund ist der Evangelische Kirchenkreis Dortmund hier federführend im Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus, in dem seit fast 20 Jahren 12 zivilgesellschaftliche Organisationen aus der Mitte der Gesellschaft zusammenarbeiten. Gemeinsam zeichnen Pfarrer Friedrich Stiller, Leiter des Referats für Gesellschaftliche Verantwortung im Kirchenkreis, und die Dortmunder DGB-Vorsitzende Jutta Reiter als Sprecher*innen für den Arbeitskreis verantwortlich.
Herausragend: Arbeitskreis Christ*innen gegen Rechtsextremismus
In engem, vertrauensvollem Zusammenwirken mit der Koordinierungsstelle der Stadt Dortmund für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und auch der Dortmunder Polizei ist es mittlerweile gelungen, die Aktivitäten der Neonazi-Szene in der Region einzudämmen. Darüber gaben den Visitator*innen auch Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange und der Sonderbeauftragte der Stadt Manfred Kossack Auskunft. Aktiv beteiligt ist auch der ‚Arbeitskreis Christ*innen gegen Rechtsextremismus‘, bei dem sich mehr als 100 Mitglieder und neun Kirchengemeinden engagieren. Ihr Motto: „Unser Kreuz hat keine Haken!“
Die Partner*innen aus Politik und Stadtgesellschaft ermutigten die Vertreter*innen der Evangelischen Kirche in Dortmund, ihr Engagement für Respekt und Toleranz weiter unbeirrt aufrecht zu erhalten. Vertreter*innen aus Wirtschaft und Hochschulen, mit denen das Team der Präses ebenfalls ins Gespräch kam, bestätigten dies und forderten zudem dazu auf, eigene Leistungen und Positionen aktiver in der Öffentlichkeit darzustellen. Auch in dieser Runde wurde der Wunsch nach intensivierter Zusammenarbeit deutlich.
MdB Sabine Poschmann brachte den Appell an die Evangelische Kirche zum Abschluss ihres Gesprächs auf den Punkt: „Wir brauchen Sie in diesen Zeiten!“