14.08.2023

Kirche im Wandel

In Dortmund hat die Transformation der Kirche schon begonnen

Mit einem festlichen Eröffnungsgottesdienst in der gut gefüllten Reinoldikirche begann am Sonntagabend die landeskirchliche Visitation im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund.

Als einer von 26 westfälischen Kirchenkreisen wird Dortmund in den kommenden Tagen von einer 15-köpfigen Kommission besucht. Bis Mittwoch nehmen die Männer und Frauen - Mitglieder der Kirchenleitung sowie Fachleute aus landeskirchlichen Themengebieten – insgesamt etwa 50 Termine wahr, besuchen Veranstaltungen, Gremien und Gruppen, machen sich ein Bild vom kirchlichen Leben in der Region und führen Gespräche mit Mitarbeitenden des Kirchenkreises vor Ort und mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft.

Einen ersten Eindruck von einer multikulturellen, modernen, sich ständig verändernden Großstadt hatte das Visitationsteam bereits am Nachmittag auf einer kurzweiligen Fahrt durch Dortmund bekommen. So wie die zahlreichen Baustellen, aber auch eine Fahrraddemo in der City den Busfahrer immer wieder zu neuen Umwegen zwangen, so stellen sich, so formulierte es Reiseleiterin Heike Regener auf der knapp dreistündigen Tour, auch die Menschen hier immer wieder allen notwendigen Veränderungen. „Den Kopf in den Sand stecken ist nicht unseres“, zeichnete sie dabei das Bild eines anpassungsfähigen, pragmatischen Menschenschlags.

Vor etwa 450 Gästen hielt anschließend die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, die Predigt. Den Gottesdienst gestalteten außerdem die Theologische Leitung des Kirchenkreises, Superintendentin Heike Proske und ihre beiden Stellvertretungen Leonie Grüning und Michael Stache, KSV-Mitglied Merlin Rothe sowie Reinoldikantor Christian Drengk und Jörg Segtrop (Trompete und Flügelhorn).

Eine von Proske und Grüning vorgetragene Collage aus Psalm 103 und dem Herbert-Grönemeyer-Song „Mensch“ verwob, eingebettet in das Kirchenlied „Lobe den Herrn, meine Seele“, menschliche, ganz irdische Sorgen und Nöte mit der Hoffnung auf Gnade, Vergebung und Gerechtigkeit durch die Liebe Gottes. In ihrer Predigt verwendete Annette Kurschus das Bild einer Raupe, die durch Verwandlung zu einem strahlenden Schmetterling wird – ohne aber zuvor zu wissen, dass dieser Schmetterling bereits in ihr angelegt war. Die Raupe trage die Zukunft schon in sich. „Ich stelle mir diese Verwandlung nicht laut und grell vor, sondern durchaus mühsam“, sinnierte die Präses, und blieb dabei optimistisch: „Durch die Begegnung mit Gott verwandeln sich Menschen, durch die Kraft seines liebevollen Blicks.“ Die Bibel sei voll von Geschichten darüber, wie im Glauben aus einzelnen Menschen eine hoffnungsvolle Gemeinschaft werde, die eine neue Wert verheißen könne.

Zwar ist der Kirchenkreis Dortmund mit knapp 185.000 Christinnen und Christen der größte in der westfälischen Landeskirche, doch auch hier gehen die Mitgliederzahlen zurück, und über ihre traditionellen Formate und Gottesdienstformen erreichen die Gemeinden immer weniger Menschen.  Auch darum werden im Kirchenkreis Dortmund schon seit längerem neue Angebote ausprobiert, wie etwa das „Studio 41“ in der Nordstadt, bei dem das Visitationsteam am Nachmittag zu einem kurzen Besuch anhielt. Das Studio 41 spricht vor allem ein junges Publikum an und ist durch seine Offenheit gegenüber vielfältigen Lebensformen für Jugendliche und junge Erwachsene auch über Dortmunds Grenzen hinaus attraktiv.

„Hier in Dortmund kann man die Verwandlung, die Veränderungen unserer Kirche schon erleben“, weiß die Präses über die besonderen Herausforderungen in einer säkularisierten Umgebung, und zeigt sich überzeugt: „Dortmund kann Transformation, heißt es – wir werden es in den kommenden Tagen in mehr als 50 Terminen erleben.“

Die Visitation wird am Mittwoch mit einer Pressekonferenz von Präses und der Theologischen Leitung und einem anschließenden Empfang im Dortmunder U zu Ende gehen.

Vier Tage lang, bis Mittwoch, trifft das Visitationsteam in mehr als 50 Einzelterminen auf Gesprächspartner*innen aus Kirche und Gesellschaft. Foto: niki